Gmunden Österreich
12. April bis 15. April 2007
Von Donnerstag den 12. April bis zum Sonntag den 15. April habe ich, Dilk Lucien aus Luxemburg, am Meisterkurs der Fliegenfischerschule von Heidi und Hans-Ruedi Hebeisen teilgenommen. Stattgefunden hat der Kurs in Gmunden an der Traun in Österreich. Die Teilnehmerzahl beschränkte sich auf 16 Teilnehmer, wovon deren 11 aus der Schweiz, je zwei aus Deutschland und Österreich, sowie einer, eben ich, aus Luxemburg kamen.
Als Unterkunft diente das Waldhotel Marienbrücke, wo wir hervorragend untergebracht waren.
Kursbeginn war Donnerstag am Nachmittag um 16 Uhr. Als Einleitung des Meisterkurses, erläuterte Herr Hebeisen den historischen Hintergrund dieses Kursus. Der Meisterkurs fand in der gesamten Integralität im Wurfstil von Hans Gebetsroither statt. Dies einerseits zum Gedenken an eine der grössten Persönlichkeiten der Fliegenfischerszene und anderseits zum Erhalt der Eigenarten dieses Wurfstils. Dies wurde uns dann auch anhand einer DVD vom letzten Meisterkurs, der von Hans Gebetsroither und Hans Ruedi Hebeisen im Jahre 1985 abgehalten wurde, verdeutlicht.
Am Freitag Morgen war dann der Beginn der praktischen Anweisungen im Gebetsroither Wurfstil, dies geschah Punkt für Punkt, sowie Hans Gebetsroither sein Wissen und die Abfolge der einzelnen Übungen, an Hans-Ruedi Hebeisen weitergegeben hatte. Am Beginn wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt, jeder Teilnehmer bekam bei der Aufstellung einen ihm zugewiesenen Platz. Ich belegte in meiner Gruppe zum Beispiel den dritten Platz in der Aufstellung. Diese Aufstellung wurde dann auch während des gesamten Kurses beibehalten. Bei jeder neuen Übung tauschten Heidi und Hans Ruedi ihre jeweiligen Gruppen untereinander aus, so wurden beiden Gruppen gleich behandelt.
Im Laufe der ersten Übung wurde uns dann die Griffhaltung, Position der Rolle und die Technik dieses Stils erklärt. Als Grundsatz sollten wir uns folgende Merkmale einprägen:
Unten durch und oben drüber, der Zeigefinger sollte immer oben auf dem Rutengriff positioniert sein, der Daumen ist daran angelehnt, und die Rolle sollte mit dem kleinen Finger eingeklemmt werden damit sich die Position der Rolle immer in Wurfrichtung befindet. Die geworfene Ellipse sollte immer so klein wie möglich sein und der Arbeitsweg sollte, nach Möglichkeit mit geringem Aufwand betrieben werden. Der Fliegenfischer besitzt zwei Hände, die Wurfhand und die Schurhand, wobei die Weite nicht aus der Wurfhand sondern aus der Schnurhand erzielt wird. Beim Wurf sollte man hinten nach oben stossen, wobei die Haltung der Wurfhand nie die Schulterhöhe überragen sollte, dann die Wurfhand nach vorne stossen, wobei dann die geworfene Ellipse entsteht und es zu diesem ominösen, unten durch und oben drüber, kommt.
Bei der ersten Übung wurde ungefähr ein Meter Schnur samt Vorfach über die Spitze der Rute, eine 6,5 Fuss gespliesste Rute mit einer 5-er Schnurr versehen, herausgezogen. Jeder Kandidat musste nun seitlich in Hüfthöhe eine Ellipse werfen und im Laufe dieser Übung die Geschwindigkeit der Ausführung steigern. Da diese Ellipse seitlich geworfen wurde musste die Rolle gemäß der Wurfrichtung waagerecht gehalten werden, wie Herrn Hebeisen so schön erklärte, müsste man im Grunde genommen ein Champagnerglas während dieser Übung auf der Rolle platzieren können. Indem man im Laufe der Übung die Geschwindigkeit immer mehr steigerte, nahm im gleichen Masse der Aufwand an Kraft immer mehr ab. Dem in der Schweiz offenbar bekannten „Talerschwingen" ähnlich.
Bei der zweiten Übung wurde mit ungefähr 10 - 12 Meter Schnur der Grundwurf ausgeführt, wobei die Hauptaufmerksamkeit auf Griffhaltung, Rollenhaltung und Rhythmus gelegt wurde.
Zum Abschluss des ersten Tages wurden dann die Arbeitswinkelverlagerungen, Sidecast, Grundwurf und Backhand, trainiert.
Da es sich jedoch um einen Meisterkurs handelte, wurde zusätzlich von den Teilnehmern verlangt, dass Sie selbst den jeweiligen Werfer verbessern sollten. Dies hatte den Vorteil dass die Teilnehmer immer konzentriert bei der Übung waren, auch wenn Sie selbst nicht an der Reihe waren, zudem erkannte man die begangenen Fehler und konnte so vermeiden dieselbigen selbst zu begehen. Abschließend führte diese Maßnahme auch zu einem regen Austausch unter den Teilnehmern, was das Zusammengehörigkeitgefühl innerhalb der Gruppe enorm förderte.
Der Kurs fand jeweils von Morgens 9 Uhr bis zum Mittag statt, wobei der Nachmittag frei zu gestalten war und die meisten Teilnehmer natürlich von der Gelegenheit profitierten in der Gmundner Traun zu Angeln. Die Lizenz hierfür konnte man im Hotel erlangen, wobei sogar der Vorzugspreis für die Kursteilnehmer fast nicht zu bezahlen war. Das Fischen in der Traun gestaltete sich dann auch sehr schwierig aufgrund der nichtvorhandenen Ortskenntnisse und des hohen Wasserstandes der Traun, bedingt durch einsetzendes Schmelzwasser.
Der Samstagmorgen begann damit, dass wir das am Vortag Erlernte nochmals auffrischten, indem wir die Arbeitswinkelverlagerung nach dem Einwerfen nochmals ganz intensiv ausführten. Hierbei wurden unsere Würfe genauestens analysiert und verbessert. Bei mir wurde zum Beispiel festgestellt, dass beim Sidecast die Rolle immer wieder aus der waagrechten Haltung absackte und ich dies unbedingt noch trainieren müsste. Beim Normalwurf stiess ich nie hoch genug nach rechts oben, sodass ich den Verlauf meiner Schnur nach hinten nicht verfolgen konnte, auch dies sollte sich im Laufe des Kurses noch wesentlich verbessern. Beim Backhand führte ich immer Anfangs die rechte Hand über die linke Schulter, mir wurde auferlegt die Hand genau vor der Nase zu führen, somit verlagerte ich den Arbeitweg in die richtige Vorgabe und dadurch bedingt dass ich die Wurfhand immer zur Nasenspitze führte, verhinderte dies automatisch dass meine Wurfhand zu weit nach hinten gelangte, denn nicht einmal ich war so blöd, mir selbst auf die Nase zu hauen. Danach war der Doppelzug an der Reihe, hierbei wurde uns in bemerkenswerter Art und Weise von Herrn Hebeisen demonstriert, dass es beim Doppelzug, um auf grosse Weite zu kommen, es nur auf die Schnurhand und die Verlagerung des Arbeitsweges der Wurfhand ankommt. Man erzielt niemals eine grosse Weite mit der Wurfhand, diese ist lediglich da um die Schnur zu führen. Als dritte und letzte Aufgabe an diesem Tage war die Verlagerung des Arbeitsweges und der Arbeitswinkel beim Doppelzug an der Reihe. Hierbei mussten wir, bei der Verlagerung des Arbeitswinkels der Wurfhand, einen Hang nach unten gehen, der eine Höhendifferenz von ungefähr 5 Meter gegenüber der Trainingswiese aufzeigte. Wir starteten zuerst im Normalwurf und mussten dann im bergab gehen den Arbeitswinkelvertikal so verlagern, dass wir die Schnur hinten hochstossen konnten und vorne tief führen mussten. Anschliessend machten wir eine Kehrtwende und beim bergauf gehen mussten wir die Schnur nach vorne hoch stossen und hinten tief führen. Also eine sehr praktische Übung für die vertikale Arbeitswinkelverlagerung. Danach mussten wir das gleiche mit der horizontalen Arbeitswinkelverlagerung ausführen. Gestartet wurde mit dem Normalwurf, bei der Bergabphase gingen wir dann in den Backhand über, um anschliessend bei der Bergaufphase in den Sidecast zu wechseln um oben wieder im Normalwurf anzukommen.
Damit wurde der Samstag abgeschlossen und den Mittag konnte von jedem nach eigenem Wunsch gestaltet werden. Natürlich gingen die Teilnehmer wieder allesamt an die Traun zum Angeln. Es wurden auch einige schöne Forellen und Seeforellen gelandet, ich konnte leider zwei grosse Exemplare, nach dem Biss nicht landen.
Am Sonntag war Abschluss des Meisterkurses. Hierzu sollte als Übungen, der spielerische Moment im Umgang mit der Rute geübt werden. Zuerst mussten wir uns im Normalwurf einwerfen um dann die Hand zu wechseln und mit der linken Hand genauso den Normalwurf auszuführen wie vorher mit der rechten Hand. Um dies dann zu verfeinern mussten wir dann mir der linken Hand den Arbeitsweg verlagern, Sidecast, Normalwurf und Backhand. Danach mussten wir im Normalwurf die Hand wechseln, von der rechten in die linke Hand und wieder zurück wobei am Anfang nach jedem dritten Wurf und anschliessend bei jedem Wurf die Hand gewechselt wurde. Zur Krönung des Gelernten fand dann abschliessend das Synchronwerfen statt, wobei jeweils Vierer-Gruppen zusammen mit H.R.Hebeisen in dem von ihm vorgegebenen Takt abwechslungsweise die drei Würfe, Sidecast, Normalwurf und Backhand ausführten. Das war ein sehr erhebendes Gefühl und zum Abschluss ein feierlicher Moment.
Nachdem wir uns alle wieder gefangen hatten, versammelten wir uns nochmals bei einem guten Gläschen, um anhand einer sehr emotionalen Rede von Herrn Hebeisen, bezüglich der Kameradschaft am Wasser, Fairness bei der Ausübung der Fliegenfischerei im Allgemeinen, mit der feierlichen Überreichung der Teilnehmerurkunden den Kurs zu beenden.
Fazit: Der Meisterkurs von Herrn Hebeisen ist für mich persönlich eine sehr große Bereicherung gewesen. Heidi und Hans-Ruedi sind liebenswerte Vertreter unserer Passion, während des Kurses sehr um Disziplin bei den Teilnehmern bemüht, wurden Sie dann nach verrichteter Arbeit wieder sehr weltoffen und menschlich. In jedem Moment des Kurses konnte man jedoch verspüren dass das Gedenken und die Ehrfurcht gegenüber Hans Gebetsroither allgegenwärtig waren und,dass der gesamte Kurs auch eine große Hommage an die Person Hans Gebetsroither darstellen soll.
Dilk Lucien