Lachsfischen an der Skjern Å über Ostern 2011

Nach 12 Stunden und 1200 Kilometern nächtlicher Autofahrt durch ganz Deutschland erreichten wir am Mittwoch Morgen unser Ziel, den Zeltplatz in Skjern. An Schlafen war nicht zu denken, denn wir wollten so schnell wie möglich ans Wasser. Nach Kauf der Karten im lokalen Flyshop machten wir uns erwartungsvoll auf.

Die Skjern Å fliesst quer durch West-Jütland und ist im Gegensatz zu den klassischen Lachsflüssen Norwegens oder Schottlands eher ein ruhiger, grosser, mäandrierender Wiesenbach als ein reissender Strom mit Abfolgen von Rauschen und Pools.

Die Gegend um das Städtchen Skjern war bis ins 20. Jahrhundert hinein ein sumpfiges Marschland. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Unterlauf des Flusses kanalisiert, das Brachland urbar gemacht und der ehemals reiche Lachsaufstieg brach ein. Im Jahr 2002 wurde der gesamte Unterlauf renaturiert und der ursprüngliche Flussverlauf wiederhergestellt. Zusätzlich wurde ein Aufzuchtprogramm initialisiert, um den Lachs- und Meerforellenbestand zu unterstützen. Heute präsentiert sich die Skjern Å als einer der produktivsten Lachsflüsse Europas, nicht zuletzt auch aufgrund der restriktiven Entnahmepolitik. Pro Jahr darf jeder Fischer nur einen Lachs entnehmen und es besteht ein beschränktes Kontingent. Ist dieses erreicht, darf gar kein Lachs mehr entnommen werden. Auch wird viel kontrolliert, noch bevor wir den ersten Wurf gemacht hatten, durften wir einem äusserst zuvorkommenden Fischereiaufseher unsere Karten sowie die Lachslizenz zeigen. Auch die Widerhaken hatten wir vorschriftsgemäss entfernt.

Um nicht allzuviel Lehrgeld zu bezahlen, buchten wir bereits im Voraus für Donnerstag und Freitag Tommy Olinsson als Guide, einen bekannten Fliegenbinder und profunden Kenner der Skjern Å.

Doch konnten wir es nicht lassen, bereits am Mittwoch den ganzen Tag zu fischen. Ausser einem Take bei Yannick tat sich aber gar nichts.

Am folgenden Tag trafen wir uns um 8 Uhr mit Tommy, der zuerst einmal Frühstück am Fluss zubereitete. Nach ein paar Tassen Kaffee, Brötchen etc. gings dann los mit der Fischerei. Zuvor präsentierte uns ein einheimischer Fischer seinen frühmorgendlichen Fang, einen stattlichen Lachs von etwa 6.5 kg. Wir lernten die spezifischen Standplätze der Fische kennen, die sich durchaus von den üblichen Standplätzen unterscheiden. Zudem statteten wir der Aufzuchtstation einen Besuch ab. Mittags wurde gegrillt und über erfolgversprechende Fliegenmuster philosophiert.

Am Abend befischten wir einen kleinen Nebenfluss der Skjern Å. Kaum zu glauben, dass in einem solch kleinen Fluss Lachse von über 15 Kilo aufsteigen. Wir fingen jedoch nur einige Junglachse und liessen das Fischen dann bleiben.

Da die Skjern Å in mehrere Beats unterteilt ist, entschieden wir uns, am zweiten Tag an der flussaufwärts gelegenen Borris-Strecke zu fischen. Karten sind in unbeschränkter Anzahl für jedes Beat erhältlich. Interessanterweise hielt sich das Aufkommen an Fischern in Grenzen. Meist fischten wir alleine oder es fanden sich nur wenige andere Fischer am Fluss.

Wir befischten verschiedene Abschnitte intensiv, sahen einen Fisch rollen. Ansonsten tat sich nichts. Obwohl die Skjern Å nicht ein Hochwasserfluss ist, in den die Lachse nur nach intensiven Regenperioden aufsteigen, fiel der Run der Winter- und Frühlingsfische dieses Jahr aufgrund der extremen Trockenheit geringer aus als sonst. Trotzdem wurden jeden Tag einige frisch aufgestiegene Lachse gefangen, was uns motivierte, weiterzufischen.

Samstag und Sonntag „pickelten“ wir jeweils von Morgens um 6 Uhr bis in die Mittagsstunden hinein, aufgrund des zu schönen Wetters verbrachten wir die Nachmittagsstunden mit Fliegenbinden und Siesta. Von 16 Uhr bis 21 Uhr 30 stand Abendfischen auf dem Programm. Nicht gerade das was man gemeinhin unter Ferien versteht. Immerhin verbesserten wir unsere Wurftechnik täglich.

Am letzten Tag fischten wir noch einmal die untere Strecke in der Nähe des Städtchens Skjern. Aufgrund der windigen Verhältnisse und der geringen Wassertiefe dort wechselte ich am Nachmittag zur handlicheren Switch-Rute mit einer Skagit Schnur und einem schweren Sinktip. Ein Spinnfischer, der die Strecke vor uns gemacht hatte, berichtete von einem verpassten Biss und so fischten wir äusserst konzentriert. Nach etwa 30 Würfen gab es einen Ruck in meiner Schnur, ich verkneifte mir den Anhieb und auf der anderen Flussseite zeigte sich eine silberne Flanke. Ich hob die Rute an, der Haken sass und sofort zog der Lachs flussaufwärts in die Flussmitte. Mit der leichten 7 er Rute war der Drill ein recht anspruchsvolles Unterfangen, doch nach einigen Fluchten stromauf und stromab zeigte der Lachs erste Ermüdungserscheinungen. Ein anderer Fliegenfischer, der sich in der Zwischenzeit zu uns gesellt hatte, bot sich an mir bei der Landung behilflich zu sein. Dankend nahm ich an, denn an ein Stranden war beim steilen Flussufer nicht zu denken. Beim zweiten Anlauf wurde der Lachs mittels Schwanzwurzelgriff gekonnt ans Ufer befördert. 92 cm, 7,3 kg, Meerläuse, ein Prachtsfisch. An dieser Stelle möchte ich dem Helfer Harry Østergaard von der FFF Denmark noch einmal herzlich für seine Hilfe bei der Landung danken.

Nach Erledigung der Formalien, jeder entnommene Lachs muss mittels eines Formulars und Schuppenproben gemeldet werden, wurde angestossen und gefeiert. Am nächsten Morgen traten wir die Heimreise an, mit vielen gesammelten Eindrücken und erweiterten Erfahrungen in der Lachsfischerei. Auf jeden Fall fahren wir nächstes Jahr wieder an die Skjern Å. Falls Sie weitergehende Fragen zur Fischerei in den Dänischen Auen haben, wenden Sie sich im Laden an Yannick Hartmann oder Manuel Bünzli.

Veröffentlicht unter Angelreisen, Lachsfischen | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Kommentare deaktiviert

Wieviele Wurfstile gibt es? Wie unterscheiden Sie sich?

Ein Compendium, welches die Fragen über die Wurftechnik beantwortet.

Zum Thema Fliegenfischer-Wurftechnik wird nicht allzu viel geschrieben, und das Wenige ist nur selten fachlich zutreffend begründet. Wichtig ist es, zuerst zu erkennen, was denn überhaupt einen Wurfstil ausmacht. Dass es bei all diesen Wurfstilen eine grosse Anzahl Zwischenvarianten gibt, welche aus der persönlichen Veranlagung und Interpretation der Millionen von Fliegenfischern in aller Welt herrühren, können, ja müssen wir beiseite lassen. Auf einen Nenner gebracht gibt es heute 5 prägende Wurfstile, die sich klar von einander unterscheiden. Alle sind sie, notabene, heute noch noch aktuell.

Der englische Wurfstil ist wohl die älteste Stilart, eine Kunstfliege mit einem Fliegengerät zu präsentieren. Dann folgt der amerikanische Wurfstil. Die Entwicklung der Fliegenfischerei auf dem Kontinent folgte erst später. Und im Laufe von rund fünf Jahrzehnten, ab der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, prägten Charles C. Ritz, Hans Gebetsroither den europäischen Stil – und als deren Schüler Hans-Ruedi Hebeisen, der dieses Wissen als professioneller Caster weiter entwickelte  und als Wurflehrer, an Tausende von Schülern weiter gab.  So entstanden nicht drei, nein nur zwei neue Wurfstile. Die Details zur Wurftechnik können Sie im Compendium nachlesen.

Seit  gut zwei Jahrzehnten wird auch von einem skandinavischen Wurfstil gesprochen. Dass es auch heute noch wirklich Neues gibt, beweist die italiensche Wurf-Variante T.L.T. Ich betrachte sie vorläufig noch als Wurftechnik und nicht als eigentlichen Stil, vor allem auch, weil sie sich nur für einen kleinen Teil der weltweiten Fliegenfischer-Praxis eignet. Immerhin ist dieses Compendium die erste deutschsprachige Veröffentlichung zur T.L.T. Wurftechnik, deren Definition auch tatsächlich den Fakten entspricht – weil der Autor sich logisch mit Spezialisten dieser Wurftechnik auseinander gesetzt hat. Und zwar praktisch. Also am Wasser.

All diese Wurfstile sind im Compendium präzis beschrieben und mit Grafiken so deutlich begleitet, dass jeder Leser das Thema auch wirklich versteht. So ist der Fliegenfischer in der Lage, sich anschliessend jenen Wurfstil auszusuchen, der für ihn persönlich ideal ist. Es gibt ja schliesslich auch keine Technik, die  für jede Situation der Fliegenfischerei in aller Welt die  optimale ist.

Dynamisches oder statisches Verkanten der Fliegenrolle
Bis vor wenigen Jahren war allen absolut klar, dass das dynamische Verkanten der Fliegenrolle beim Rückwurf ein Wurffehler ist, die Begründung ist logisch: Die Fliegenrutenspitze fährt als Resultat beim Rückwurf, aus der Vogelperspektive gesehen, eine nach aussen gerichtete Kurve und verhindert darum ein optimales Ergebnis. Es gibt aber nur eine  Begründung  für diesen Wurffehler: Weil  weltweit betrachtet die absolute Mehrheit der Fliegenfischer beim Rückwurf die Rolle verkantet. Und dies wiederum ist aus anatomischen Gründen ganz logisch, weil ein Daumenwerfer die Fliegenrolle  verkanten muss. Aber ist es denn ein Grund, einen Fehler deshalb zu kopieren, weil ihn so viele Fischer machen?

Statisches Verkanten der Fliegenrolle ist eine momentane Modeerscheinung, die null Vorteile, aber mindestens zwei gravierende Nachteile bringt. Die präzise Erklärung dafür finden Sie dann, wenn Sie das Compendium auch lesen.

Der Hammer als Leitbild
Ich bekomme Magenkrämpfe, wenn einer versucht, mir plausibel zu machen, dass ein Hammer und dessen Führung, die Logik dafür sein sollen, die Fliegenrute mit Daumen oben zu führen. Es scheint, dass einige Fliegenfischer immer noch nicht gemerkt haben, dass ein Fliegengerät heute nur noch rund 250 Gramm wiegt. Soviel wog früher allein die Rolle, und dazu kamen dann noch eine Fliegenrute und eine Seidenschnur, die zusammen mehrere hundert Gramm wogen. Die schwersten Lachsgeräte vor über hundert Jahren haben wohl gegen ein Kilo gewogen, heute gibt es Fliegenruten aus Kohlefaser, deren Blank  noch ganze 27 Gramm wiegt. Und dann kommt mir einer mit dem Hammer. Pardon, aber ich spür ihn auf dem Kopf. Aber nicht in der Hand.

Lesen – urteilen – mitreden
Ich betone in dieser Schrift, dass ich für Gegenargumente zu diesen Thesen völlig offen bin. Aber bitte beschränken Sie sich auf fachliche, sachliche Argumente und Fragen zur Wurftechnik.

Die Schrift "Compendium Wurfstile" ansehen
Clicke hier für das "Compendium Wurfstile"

Klicken Sie hier und sagen Sie uns Ihre Meinung zu diesem Thema!

• • • • • • • • • • • • • •

Veröffentlicht unter Fliegenfischerschule | Verschlagwortet mit , , , , | Kommentare deaktiviert