Nach 12 Stunden und 1200 Kilometern nächtlicher Autofahrt durch ganz Deutschland erreichten wir am Mittwoch Morgen unser Ziel, den Zeltplatz in Skjern. An Schlafen war nicht zu denken, denn wir wollten so schnell wie möglich ans Wasser. Nach Kauf der Karten im lokalen Flyshop machten wir uns erwartungsvoll auf.
Die Skjern Å fliesst quer durch West-Jütland und ist im Gegensatz zu den klassischen Lachsflüssen Norwegens oder Schottlands eher ein ruhiger, grosser, mäandrierender Wiesenbach als ein reissender Strom mit Abfolgen von Rauschen und Pools.
Die Gegend um das Städtchen Skjern war bis ins 20. Jahrhundert hinein ein sumpfiges Marschland. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Unterlauf des Flusses kanalisiert, das Brachland urbar gemacht und der ehemals reiche Lachsaufstieg brach ein. Im Jahr 2002 wurde der gesamte Unterlauf renaturiert und der ursprüngliche Flussverlauf wiederhergestellt. Zusätzlich wurde ein Aufzuchtprogramm initialisiert, um den Lachs- und Meerforellenbestand zu unterstützen. Heute präsentiert sich die Skjern Å als einer der produktivsten Lachsflüsse Europas, nicht zuletzt auch aufgrund der restriktiven Entnahmepolitik. Pro Jahr darf jeder Fischer nur einen Lachs entnehmen und es besteht ein beschränktes Kontingent. Ist dieses erreicht, darf gar kein Lachs mehr entnommen werden. Auch wird viel kontrolliert, noch bevor wir den ersten Wurf gemacht hatten, durften wir einem äusserst zuvorkommenden Fischereiaufseher unsere Karten sowie die Lachslizenz zeigen. Auch die Widerhaken hatten wir vorschriftsgemäss entfernt.
Um nicht allzuviel Lehrgeld zu bezahlen, buchten wir bereits im Voraus für Donnerstag und Freitag Tommy Olinsson als Guide, einen bekannten Fliegenbinder und profunden Kenner der Skjern Å.
Doch konnten wir es nicht lassen, bereits am Mittwoch den ganzen Tag zu fischen. Ausser einem Take bei Yannick tat sich aber gar nichts.
Am folgenden Tag trafen wir uns um 8 Uhr mit Tommy, der zuerst einmal Frühstück am Fluss zubereitete. Nach ein paar Tassen Kaffee, Brötchen etc. gings dann los mit der Fischerei. Zuvor präsentierte uns ein einheimischer Fischer seinen frühmorgendlichen Fang, einen stattlichen Lachs von etwa 6.5 kg. Wir lernten die spezifischen Standplätze der Fische kennen, die sich durchaus von den üblichen Standplätzen unterscheiden. Zudem statteten wir der Aufzuchtstation einen Besuch ab. Mittags wurde gegrillt und über erfolgversprechende Fliegenmuster philosophiert.
Am Abend befischten wir einen kleinen Nebenfluss der Skjern Å. Kaum zu glauben, dass in einem solch kleinen Fluss Lachse von über 15 Kilo aufsteigen. Wir fingen jedoch nur einige Junglachse und liessen das Fischen dann bleiben.
Da die Skjern Å in mehrere Beats unterteilt ist, entschieden wir uns, am zweiten Tag an der flussaufwärts gelegenen Borris-Strecke zu fischen. Karten sind in unbeschränkter Anzahl für jedes Beat erhältlich. Interessanterweise hielt sich das Aufkommen an Fischern in Grenzen. Meist fischten wir alleine oder es fanden sich nur wenige andere Fischer am Fluss.
Wir befischten verschiedene Abschnitte intensiv, sahen einen Fisch rollen. Ansonsten tat sich nichts. Obwohl die Skjern Å nicht ein Hochwasserfluss ist, in den die Lachse nur nach intensiven Regenperioden aufsteigen, fiel der Run der Winter- und Frühlingsfische dieses Jahr aufgrund der extremen Trockenheit geringer aus als sonst. Trotzdem wurden jeden Tag einige frisch aufgestiegene Lachse gefangen, was uns motivierte, weiterzufischen.
Samstag und Sonntag „pickelten“ wir jeweils von Morgens um 6 Uhr bis in die Mittagsstunden hinein, aufgrund des zu schönen Wetters verbrachten wir die Nachmittagsstunden mit Fliegenbinden und Siesta. Von 16 Uhr bis 21 Uhr 30 stand Abendfischen auf dem Programm. Nicht gerade das was man gemeinhin unter Ferien versteht. Immerhin verbesserten wir unsere Wurftechnik täglich.
Am letzten Tag fischten wir noch einmal die untere Strecke in der Nähe des Städtchens Skjern. Aufgrund der windigen Verhältnisse und der geringen Wassertiefe dort wechselte ich am Nachmittag zur handlicheren Switch-Rute mit einer Skagit Schnur und einem schweren Sinktip. Ein Spinnfischer, der die Strecke vor uns gemacht hatte, berichtete von einem verpassten Biss und so fischten wir äusserst konzentriert. Nach etwa 30 Würfen gab es einen Ruck in meiner Schnur, ich verkneifte mir den Anhieb und auf der anderen Flussseite zeigte sich eine silberne Flanke. Ich hob die Rute an, der Haken sass und sofort zog der Lachs flussaufwärts in die Flussmitte. Mit der leichten 7 er Rute war der Drill ein recht anspruchsvolles Unterfangen, doch nach einigen Fluchten stromauf und stromab zeigte der Lachs erste Ermüdungserscheinungen. Ein anderer Fliegenfischer, der sich in der Zwischenzeit zu uns gesellt hatte, bot sich an mir bei der Landung behilflich zu sein. Dankend nahm ich an, denn an ein Stranden war beim steilen Flussufer nicht zu denken. Beim zweiten Anlauf wurde der Lachs mittels Schwanzwurzelgriff gekonnt ans Ufer befördert. 92 cm, 7,3 kg, Meerläuse, ein Prachtsfisch. An dieser Stelle möchte ich dem Helfer Harry Østergaard von der FFF Denmark noch einmal herzlich für seine Hilfe bei der Landung danken.
Nach Erledigung der Formalien, jeder entnommene Lachs muss mittels eines Formulars und Schuppenproben gemeldet werden, wurde angestossen und gefeiert. Am nächsten Morgen traten wir die Heimreise an, mit vielen gesammelten Eindrücken und erweiterten Erfahrungen in der Lachsfischerei. Auf jeden Fall fahren wir nächstes Jahr wieder an die Skjern Å. Falls Sie weitergehende Fragen zur Fischerei in den Dänischen Auen haben, wenden Sie sich im Laden an Yannick Hartmann oder Manuel Bünzli.